Trauma und horror vacui

Wie Arbeiten über historische Wendeepochen und Krisenzeiten gezeigt haben, stellen große Neuerungen ein Problem für den Prozess des Verstehens und Fremdverstehens dar; dieser ist aber für die Bildung öffentlicher Meinungen und konzeptueller Metaphern grundlegend. Wenn allzu epochale Veränderungen zu Unsicherheiten und Zukunftsangst führen, kann sich die „Furcht vor der Leere“ (horror vacui) ausbreiten, wie in den 1990er Jahren von südosteuropäischen Sozialwissenschaftler:innen am Beispiel des jugoslawischen Zusammenbruchs beschrieben worden ist: das Erlebte kann nicht mehr verstanden werden, indem es an bereits Verstandenes, Vorangegangenes angeglichen wird. Die Deindustrialisierung, Globalisierung und Digitalisierung stellen zusammen mit der Meta-Katastrophe des Klimawandels eine epochale Wendezeit dar, in der starke Verlust- und Existenzängste wirken. Diese These soll in diesem Bereich anhand historischer, zeitgenössischer und neopopulistischer Beispiele diskutiert und überprüft werden.

Referenzen

  • Rico, Guillem / Guinjoan, Marc / Anduiza, Eva: Emotional Underpinnings of Populism, in: Swiss Political Science Review (2017) Vol. 23(4): 444–461.
  • Referenz 2
  • Referenz 3
  • Referenz 4
  • Referenz 5